Gender Mainstreaming im Sicherheits- und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

Was ist Gender Mainstreaming?

Gender Mainstreaming Österreich

Gender Mainstreaming ist eine langfristige Strategie zur Gleichstellung, die sowohl Frauen als auch Männer und die Geschlechterverhältnisse in allen Angelegenheiten und allen Bereichen in den Blickpunkt stellt.

"Gender" bezeichnet das "soziale Geschlecht" – Vorstellungen und Erwartungshaltungen an Frauen und Männer (soziale Rollen, die veränderbar sind und dem gesellschaftlichen Wandel unterliegen), im Unterschied zum biologischen Geschlecht. Auch am Arbeitsplatz sind oft traditionelle Rollenbilder und Eigenschaftszuschreibungen wirksam, die eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Frauen und für Männer erschweren.

Allgemeine Informationen zu Gender Mainstreaming und zur Umsetzung in Österreich bieten das Webportal der interministeriellen Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming und die Website des Sozialministeriums (BMASGK).

Was bedeutet Gender Mainstreaming im Sicherheits- und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz?

Gender Mainstreaming im Arbeitsschutz ist eine Strategie zur Gewährleistung von

  • geschlechtergerechten Arbeitsbedingungen
  • wirksamen Sicherheits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen für alle Arbeitnehmer und alle Arbeitnehmerinnen und
  • Chancengleichheit von Frauen und Männer in der Arbeitswelt.

Gender Mainstreaming im betrieblichen Arbeitsschutz bedeutet auch, dass Arbeitgeberinnen /Arbeitgeber und Personen mit Arbeitsschutzaufgaben (z.B. Sicherheitsfachkräfte, Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmediziner) bei der Umsetzung des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes und bei Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung Genderaspekte berücksichtigen und so einen für alle Beschäftigten qualitativ wirksameren Arbeitsschutz gewährleisten – vor allem durch eine gendergerechte Gefährdungsbeurteilung, die Belastungen und Risken für alle Beschäftigten mit einbezieht.

Gender Mainstreaming - Praxisbeispiele aus dem Arbeitsschutz

Genderrelevante Themen des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz sind vor allem

  • die Bestellung von Frauen und von Männern zu Sicherheitsvertrauenspersonen, Präventivfachkräften oder Ersthelferinnen und Ersthelfer,
  • die Beteiligung von Männern und von Frauen in Arbeitsschutzfragen,
  • die systematische Einbeziehung von Genderfragen in die Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz,
  • in Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung und
  • in die betriebliche Arbeitsschutzorganisation.

Mehr zu GM in Projekten unter Good Practices 

Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (OSHA) hat ein Webportal zu geschlechtsspezifischen Fragen in der Arbeitswelt eingerichtet mit weiteren Informationen zur Berücksichtigung von Genderaspekten im Arbeitsschutz, z.B.

In Publikationen der Arbeitsinspektion sind Genderfragen themenbezogen integriert, z.B.

In Projekten der österreichischen Arbeitsschutzstrategie und Beiträgen der Arbeitsinspektion zu Europäischen Wochen werden ebenso Genderaspekte im Arbeitsschutz berücksichtigt - z.B. Gender Mainstreaming und Muskel-Skelett-Erkrankungen, Genderaspekte ( KODEX zur Lärmreduktion (PDF, 1,5 MB) )im Musik- und Unterhaltungssektor oder bei Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Fehlbelastungen.

Ergänzend zur Genderperspektive wird Diversity im ArbeitnehmerInnenschutz einbezogen um sichere und gesunde Arbeitsbedingungen für alle ArbeitnehmerInnen zu gewährleisten - für Frauen, für Männer, ältere/jüngere Beschäftigte, ArbeitnehmerInnen mit Einschränkungen/Behinderungen, Beschäftigte mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen unabhängig von ethnischer Herkunft, Weltanschauung, Religion oder sexueller Orientierung, jeweils mit dem Fokus Gender. Die diskriminierungsfreie Einbeziehung relevanter Diversityfragen in den Sicherheits- und Gesundheitsschutz kann die Arbeitsbedingungen aller verbessern und zur Chancengleichheit am Arbeitsplatz beitragen.

In der österreichischen Arbeitsschutzstrategie 2007-2012 wurden Gender- und Altersaspekte bei den Präventionszielen berücksichtigt. Die Bewußtseinsbildung und Stärkung der Prävention sowie Hilfestellung bei Konfliktsituationen oder Gewalt am Arbeitsplatz war und ist weiterhin ein wichtiges Ziel. Auch die neue ArbeitnehmerInnenschutzstrategie 2013 - 2020 bezweckt die Reduktion von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten und die Verringerung von arbeitsbedingten Gesundheitsgefährdungen unter Bedachtnahme auf Gender und Diversity - z.B. bei Belastungen des Muskel-Skelett-Apparats und psychischen Belastungen und durch Arbeitsplatzevaluierung und alternsgerechte Arbeitsgestaltung.

Durch eine stärkere Berücksichtigung von Gender und Diversity am Arbeitsplatz und in der Arbeitsschutzorganisation kann der Sicherheits- und Gesundheitsschutz für alle Beschäftigten wirksamer gestaltet und gerechte Arbeitsbedingungen für alle besser gewährleistet werden.

Wie setzt die Arbeitsinspektion Gender Mainstreaming um?

Die Arbeitsinspektion nimmt auf unterschiedliche Arbeitssituationen von weiblichen und männlichen Beschäftigten Bedacht, berücksichtigt geschlechtsspezifische Wirkungen von Arbeitsschutzmaßnahmen und bezieht diese in ihre Tätigkeit mit ein.

Die Arbeitsinspektion trägt durch die verstärkte Berücksichtigung der Genderperspektive in ihrer Beratungs- und Kontrolltätigkeit zur Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrags, auf die Weiterentwicklung des Arbeitsschutzes zu achten, auch unter Genderaspekten bei (Arbeitsinspektionsgesetz - § 3 ArbIG).

Genderfragen, zunehmend verbunden mit Diversityaspekten im Arbeitsschutz werden entsprechend der Mainstreaming-Strategie in Schwerpunktaktionen, Projekten und Publikationen der Arbeitsinspektion berücksichtigt – z.B. beim Sicherheits- und Gesundheitsschutz im Hotel- und Gastgewerbe oder Reinigungsgewerbe, bei manueller Lastenhandhabung, alter(n)sgerechter Arbeitsgestaltung oder der Prävention gegen arbeitsbedingte psychosoziale Belastungen, vor allem bei Stress und zur Hilfestellung gegen Mobbing und Gewalt am Arbeitsplatz.

Letzte Änderung am: 03.07.2020